Description:Q158

From NFDI4Culture Data Enrichment
Jump to navigation Jump to search

Weiße Hirsche waren seit jeher selten. Der Darstellung ihrer Jagd wurde deshalb ein besonders exponierter Platz genau in der Mitte der Saaldecke zugeteilt. Dies hat umso mehr Gewicht als in der hierarchischen Abfolge des gejagten Wildes der Hirsch in größerer Nähe zum Kamin schon abgehandelt wurde (A5). Besondere Aufmerksamkeit kam diesem Bild offenbar auch deshalb zu, weil es sich bei der im Mittelgrund auf einem Berg oberhalb eines Flusstals dargestellten Burg um die Stammburg des Hauses Württemberg handelte.[1] Die weißen Hirsche, die im Vordergrund als Einzelexemplar im Nahkampf, im Mittelgrund mit der Flinte in der Meute im Gehege gejagt werden, würden damit als exklusives Wild den im Rang über Graf Wolfgang stehenden Herzog von Württemberg auszeichnen. Graf Wolfgang korrespondierte mit Herzog Friedrich I. von Württemberg über alchemistische Fragen.[2]

Gejagt wird der weiße Hirsch bei Katzenberger von hohen Herren, was sich an deren Kleidung und den prächtigen Halsbändern der Hunde ersehen lässt. Zugleich war innerhalb der Decke dieses Gemälde das letzte mit der Darstellung feiner Herren zu Pferd. Folgerichtig zur absteigenden Hierarchie Richtung Tafelstube folgten nur noch derbe Jagdknechte.

Eine exakte Vorlage für dieses Gemälde ließ sich bei Stradanus nicht finden, doch entspricht die Szene dem Duktus des Niederländers im Aufbau und in den Posen der Figuren. Der von hinten gegebene Reiter in der linken Bildhälfte könnte einer Tafel zur Wolfsjagd entnommen sein (Nachdruck Olms, Tf. 23).

[1] Fleck, Burg Württemberg, 1990, mit Vergleichsstichen aus dem Umkreis von Matthäus Merian.

[2] Weyer, Briefwechsel, 1992. Weyer deutet den weißen Hirsch als alchemistisches Symbol für das schwer zu fixierende Quecksilber.