Description:Q176

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Zwischen Saal und Tafelstube vermittelte ein niedriger tonnengewölbter Durchgang, von dem an der Gartenseite eines der beiden Servicekabinette abging.

In einem von Rollwerk-Stuck umgebenen ovalen Medaillon malte vermutlich Balthasar Katzenberger die in den Metamorphosen des Ovid nur als Vorgeschichte überliefere Szene von der Beweinung des toten Adonis durch Venus und Amor. Adonis war ein sterblicher Jäger, in den Venus sich verliebt hatte. Sie ermahnte ihn zur Vorsicht auf der Jagd insbesondere solle er sich nicht mit streitbaren Ebern anlegen. "Sei gegen die Flüchtigen streitbar!, sagte sie." Ohne Gefahr ist nicht bei Kühnen die Kühnheit. Sei nicht allzu dreist, mich selber gefährdend, o Jüngling! Reize das Wild nicht, das die Natur mit Waffen gerüstet, dass nicht teuer dein Ruhm mir kommt!“[1] Das Schicksal wollte es, dass Adonis die Warnung seiner Geliebten in den Wind schlug und im Kampf mit einem Eber zu Tode kam. Die Szene der Beweinung, in der sich Venus und ihr Sohn Amor über den christusgleich daliegenden Adonis beugen, wurde für den Durchgang zur Tafelstube ausgewählt.

Da das Deckengemälde nicht gut erhalten ist, gelingt die Identifikation der Szene vor allem durch die treu übernommene graphische Vorlage von Anthonis Blocklant, die wie die Vorlagen für die Decke des Rittersaals bei Philips Galle im Amsterdam erschienen war.[2] Der unbekleidete Adonis füllt mit angewinkeltem Bein und schräg gelagertem Oberkörper fast das ganze Bildformat aus. Von rechts ist Venus herangeeilt. Sie kniet, hat die Arme um seinen Hals gelegt und küsst ihn auf die Stirn. Amor mit scherzverzerrtem Gesichtsausdruck hält den Kopf des toten Adonis von links, sodass alle drei Gesichter in verschiedenen Varianten des Schmerzes nebeneinander zu stehen kommen. Im Vordergrund liegen als Zeugen der unmittelbar vorangegangenen Ereignisse ein leerer Köcher, das Jagdhorn und der unheilbringende Sauspieß. Erweitert wird die Szenerie der Trauer durch die beiden Jagdhunde links im Bild.

So wie das Relief des Innenportals mit der Darstellung von Gran (Eszergom) auf die erfolgreiche Belagerung dieser Festung 1594 durch den ältesten Sohn des Grafen Wolfgang, Georg Friedrich, zu beziehen ist, bezieht sich das Deckengemälde im höhlenartig dunklen Durchgang auf den jüngsten Sohn Graf Ludwig Kasimir, der tragischerweise 1604 ebenfalls bei der Belagerung von Gran (Eszergom) sein Leben lassen musste. Die zugehörige Belagerungsszene, den Sohn hoch zu Pferde und darunter die trauende Gräfin Magdalena mit einem Stieglitz und einem schwarzen Salamander als Symbole des Opfertodes und der Auferstehung Christi waren an der Decke der auf den Durchgang folgenden Tafelstube zu sehen. Gleichzeitig projizierte die Jagdthematik die Szene des Übergangs rück auf die Jagdzyklen der Saaldecke.

[1] Zitiert nach https://www.gottwein.de/Lat/ov/met10de.php

[2] Den Hinweis auf die graphische Vorlage verdankt die Autorin Frieder Leipold. Zugang zur Vorlage: http://diglib.hab.de?grafik=graph-a1-782h-3