Description:Q203

From NFDI4Culture Data Enrichment
Jump to navigation Jump to search

Das Appartement der Nordhälfte war räumlich das höchstrangige Appartement des Langenburger Baus. Es besaß die Decken ohne Unterzug, die großen Räume und den Anschluss an den Prinzessinnenbau. Vom Audienzzimmer aus konnte man über das Portal im Marstalltrakt hinweg auf den Marktplatz und die Stadtkirche blicken. Nach Ansicht der Autorin sah der Graf das Appartement ursprünglich für seine eigene Person vor, überließ es 1711 jedoch seiner ersten Gemahlin Dorothea Charlotte von Brandenburg-Kulmbach (1691–1712), die er am 11. Juli 1711 heiratete.

Zuweisung des Appartements in der Erstausstattung an den Grafen Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim

Dass das Appartement der Nordhälfte ursprünglich das des Grafen war, geht aus den Quellen zu den Deckengemälden des Jahres 1709 hervor. Am 10. Januar 1709, also nur wenige Tage nachdem der Graf am 6. Januar seinen feierlichen Einzug in Weikersheim hielt,[1] beauftragte er den Maler Johann Valentin Weiß aus Kitzingen zusammen mit seinem Kompagnon Zacharias König für 60 Gulden „in Ihre Hochgräfl. Gnd. Unsers gnd. Herr künfftigen Logierungsgemach“ ein Gemälde in der Größe des mittleren Ovals zu malen, das von vier Trabanten mit den vier Jahreszeiten umgeben sein sollte.[2] Das Gemälde wurde mitsamt seinen Trabanten ausgeführt, was aus der Abrechnung über 60 fl. für „Verferttigung eines großen undt 4. geringer Gemählde in ein Newes Zimmer deß Obern Ganges“ hervorgeht.[3] Da aus einer weiteren, im nächsten Absatz zu nennenden Quelle hervorgeht, dass ein anderes Zimmer für 40 Gulden ein einzelnes Deckengemälde ohne Trabanten erhielt, darf man als Anbringungsort für die um 20 Gulden teureren fünf Bilder das Audienzzimmer im nördlichen Appartement in Anspruch nehmen (R. 94), da nur dieses dreiachsig ausgebildet war.

Am 15. November 1709 erhielt Weiß weitere 40 Gulden „vor ein in Ihro Hochgräffl. gnd. meines gnd. Herrn neües Zimmer, verfertigtes großes gemähld“.[4] Hierbei dürfte es sich um das einachsige Vorzimmer des nördlichen Appartements (R. 93) gehandelt haben. Beide 1709 gemalten und abgerechneten Deckengemälde von Johann Valentin Weiß sind nicht erhalten, da das Appartement 1765 völlig neu ausgestaltet wurde. Der damals angebrachte Rokokostuck sah keine Deckengemälde mehr vor.

Der Sachverhalt, dass der Graf das nördliche Appartement anlässlich seiner ersten Heirat im Sommer 1711 seiner Gemahlin abtrat, geht daraus hervor, dass erstens die beiden aus Würzburg bestellten Freskanten am 22. August 1711 „die Schlaff Cammer Ihro Hochgräfl: Gn: Meines Gnd. Herrn mit Wasser farben uf die truckene Mauer ausgemahlet“ haben[5] und zweitens Reste davon im Schlafzimmer der Südhälfte (R. 90) 2007–2008 zum Vorschein kamen. Es wurde damals also als Schlafzimmer des Grafen hergerichtet. Die Umwidmung der Appartements dürfte im Hinblick auf den erhofften Nachwuchs vorgenommen worden sein, da dieser seine Kinderstube im Prinzessinnenbau unmittelbar im Anschluss an das nördliche Appartement erhalten sollte.

Die zweite Gemahlin des Grafen, Elisabeth Friederike Sophie von Oettingen-Oettingen, trat insofern die Nachfolge der ersten Gemahlin an, indem auch sie die nördliche, 1711 überlassene Raumfolge als „ordinaires“ Logement nutzte.[6] Als repräsentatives Prunkappartement, das ihre Herkunft aus einem gefürsteten Haus unterstrich, bezog auch sie, wie vermutlich bereits die erste Gemahlin, die Schönen Zimmer im Saalbau oberhalb der Tafelstube.

[1] Fandrey, Wohnräume, 2006, S. 26.

[2] HZAN We 115 Bü 1676 Beilagen zur ersten Baurechnung 1708/09, Nr. 6. Kenntnis und Transkription dieser Quelle verdankt die Autorin Elke Valentin. Der Akkord lautet auf 40 Taler, die laut Elke Valentin mit 60 Gulden umzurechnen sind.

[3] HZAN We 115 Bü 1613, Baurechnung aus dem ersten Jahrgang des Neubaus Georgi 1708 bis Georgi 1709, Nr. 6. Bei der Bezahlung wurde ausdrücklich auf den Akkord vom 10. Januar 1709 Bezug genommen. Kenntnis und Transkription dieser Quelle verdankt die Autorin Elke Valentin. Fandrey, Weikersheim, 2010, S. 43 geht hingegen davon aus, dass das Gemälde mit den Trabanten nicht zur Ausführung gelangt sei, da Valentin und König statt dessen 1709 für 40 Gulden die Aurora in R. 91 gemalt hätten.

[4] HZAN We 115 B 12, Kammerkassenrechnungsbuch 1709/10. Kenntnis und Transkription dieser Quelle verdankt die Autorin Elke Valentin.

[5] HZAN We 115 Bü 1679, Beilagen, Baurechnung 1711/12. Kenntnis und Transkription dieser Quelle verdankt die Autorin Elke Valentin.

[6] Fandrey, Weikersheim, 2010, S. 46.