Description:Q88

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Da Graf Carl Ludwig nach seinem Einzug in Weikersheim 1708 darauf verzichtete, ein neues Corps de logis zu errichten, musste er zeitgemäße Appartements in den bereits bestehenden Rohbau des Langenburger Baus integrieren. Die Aufgabe war nicht einfach und es hat den Anschein, dass sich die bestmögliche Aufteilung und Nutzung der Räume erst sukzessive herausbildete. Zu Beginn sah der Graf für seine Person das räumlich schönste Appartement in der Nordhälfte des zweiten Obergeschosses vor. Die dort 1709 von Johann Valentin Weiß ausgeführten Deckengemälde haben sich nicht erhalten. Das etwas kleinere, jedoch symmetrisch gegenüberliegende Appartement sah er vermutlich für seine zukünftige Gemahlin vor, sodass das vermutlich 1710 entstandene Deckengemälde des Audienzzimmers mit dem Raub des Kephalos durch Aurora für das Appartement einer Frau gemalt wurde. Hierzu passen thematisch sowohl das Deckengemäldes als auch die zugehörigen Tapisserien mit weiteren Szenen nach Ovid (R. 91).

Nachdem der Graf anlässlich der Hochzeit am 8. Juli 1711 und vermutlich im Hinblick auf die Unterbringung des erhofften Nachwuchses sein Appartement im zweiten Obergeschoss mit dem seiner Gemahlin vertauschte, wurden zusätzlich die Schönen Zimmer oberhalb der Tafelstube als Prunkappartement der Gräfin, aber auch als allgemeines Gesellschaftsappartement hergerichtet. Das dortige Deckengemälde von Johann Valentin Weiß stellt ebenfalls Aurora, dieses mal jedoch im Kreis der olympischen Götter und zusammen mit Castor und Pollux dar. Die mythologischen Zwillinge Castor und Pollux dürften für den ersehnten Nachwuchs und Fortbestand der Dynastie stehen.

Bei Abrechnung des Gemäldes am 3. September 1712 war die erste Gemahlin jedoch schon tot. Sie starb überraschend am 18. März 1712. Das Bild wurde also wiederum für das Appartement einer Frau gemalt, entfaltete seine Wirkung jedoch erst für die zweite Gemahlin Elisabeth Friederike Sophie, die der Herzog am 11. November 1713 heiratete. Als geborene Prinzessin von Oettingen-Oettingen ließ Elisabeth Friederike Sophie 1714 in den heraldischen Farben ihrer fürstlichen Herkunftsfamilie das Porzellankabinett einrichten.